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Patrick Schneider – Von der Arbeitslosigkeit in die Selbständigkeit

Patrick Schneider wagt sich nach seiner Zeit bei INTEGRA in die Selbstständigkeit. Gemeinsam mit Belinda Wetzel, seiner Betreuerin von INTEGRA Basic, erzählt er, wie er dort landete.

Wie bist Du zur INTEGRA gekommen?

Patrick: Mir ging es im Frühjahr 2020 nach einem Burnout psychisch nicht gut und bin dadurch in der Arbeitslosigkeit gelandet. Das hat sich über zwei Jahre lang hingezogen, da in dieser Zeit aufgrund von Corona niemand Stellen angeboten, sondern eher abgebaut hat.

Dadurch bin ich im System als „langzeitarbeitslos“ aufgeschienen. Über das AMS wurde ich schließlich in den sozialökonomischen Betrieb zu INTEGRA geschickt, um dort im Ressort Umwelt mitzuarbeiten. Recht schnell merkten meine Betreuerin und ich dann aber, dass ich für ein Arbeitsprojekt noch nicht bereit war. Aus diesem Grund durfte ich das Projekt wechseln und bin ins „Basic“-Programm gekommen. 

Belinda: Schon nach dem Anamnesegespräch war klar, dass wir zuallererst an Patricks Stabilisierung arbeiten müssen, bevor wir in Richtung Arbeit gehen. Deshalb lag zu Beginn der komplette Fokus auf psychosozialen Gesprächen. 

Patrick: Ja, das war wichtig für meinen Genesungszustand und dafür, wieder die Arbeitsfähigkeit zu erlangen. Wir haben uns dann langsam an die Arbeit herangetastet und geschaut, wo ich mich einbringen kann.

Belinda: Oft ist die Zeit ein wichtiger Faktor. Das Schöne am Projekt „Basic“ ist, dass wir auf alle Klienten individuell eingehen und ihnen die Zeit geben können, die sie brauchen. Patrick war es letztlich, der dann auf mich zugekommen ist und von sich selbst aus meinte, er fühle sich nun bereit, es bei uns in der Tischlerei zu versuchen. 

Patrick: Damit hat das Ganze so richtig Tempo aufgenommen. Ich hatte super Arbeitskollegen und eine sehr interessante Arbeit. Dadurch bin ich wieder sicherer geworden. 

Man kann sich bei INTEGRA also langsam wieder ans Arbeiten gewöhnen?

Belinda: Patricks Arbeit fand im Rahmen eines Trainingsarbeitsplatzes (=TAP) statt. Bei uns im „Basic“ kannst du einen TAP im Rahmen von 10 bis 15 Stunden in der Woche machen - Patrick ist gleich mit 15 Stunden eingestiegen. 

Patrick: Ja, so ein langsamer Einstieg ist wirklich super. Dadurch gerät man auch nicht in eine Überforderung. Arbeitsanleiter Heinz hat den ganzen Prozess gut begleitet und er hat mir die Freiheit gegeben, selbstständig zu arbeiten. Das hat mich in meinem Tun und meinem Fortschritt bestätigt und mir Sicherheit gegeben.

Schritt für Schritt ging es mir immer besser. In den Coachings mit Belinda wurde immer klarer, dass ich wieder so weit war, am ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Auch bei der Jobrecherche und im weiteren Bewerbungsprozess wurde ich tatkräftig durch INTEGRA unterstützt. 

Was hältst Du von der Arbeit der INTEGRA Vorarlberg?

Patrick: Ich habe davor im Newsletter und auf der Homepage die Geschichte von Marco in der Schlosserei und seinem Werdegang gelesen. Sie hat mich fasziniert, weil ich gesehen habe, was sich durch INTEGRA alles in seinem Leben verändert hat. Ich habe ihn dann auch hier mit einer totalen Freude und einem großen Engagement bei der Arbeit erlebt. 

Ähnlich wie Marco erging es auch mir bei INTEGRA. Hier wurde ich „aufgefangen“. Es wurde auf meine individuelle Geschichte eingegangen - ohne Druck und ohne Vorurteile. In einem gemeinsamen Prozess haben wir es dann geschafft, dass ich mich wieder gut und arbeitsfähig fühle.

Wie bist Du in Richtung Selbständigkeit gekommen?

Patrick: Mein AMS Berater hat mich vor einigen Jahren schon einmal darauf hingewiesen, dass ich zum Kreis der begünstigten Personen gehöre, die eine Trafik betreiben dürfen. Er fragte mich, ob das etwas für mich wäre. Ich dachte mir damals im ersten Moment: ‚Du bist lustig – ich bin nicht mal arbeitsfähig und Du kommst mir mit einer Selbstständigkeit daher?‘ 
Abgesehen davon hatte ich damals auch noch keine Ahnung von Betriebswirtschaft, einer Trafik oder vom Einzelhandel.

Belinda: Wir haben gegen Ende des Projekts „Basic“ einige Bewerbungen verschickt – das Richtige war am Ende aber nicht dabei. Daher haben wir uns Alternativen angeschaut. Patrick hat sich dann für den „Büro und Verwaltungskurs“ des AMS entschieden, den man mit dem EBCL, dem Wirtschaftsführerschein, abschließt. 

Patrick: Der Kurs ist vier Monate gegangen. Parallel dazu habe ich ein zweiwöchiges Praktikum in einer Trafik absolviert. So habe ich erste Einblicke bekommen.

Ich bin von dort direkt zu Christian Hafner, meinem jetzigen Chef nach Mäder, der auch gleichzeitig der Obmann der Trafikanten in Vorarlberg ist. Christian ist nicht nur mein Chef, sondern mein Mentor. Auch er hat an mich geglaubt und mich in meinem Vorhaben bestärkt, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Vor ein paar Wochen war dann das Hearing für ein Tabak-Fachgeschäft – und ich darf heute voller Freude verkünden, dass ich den Zuschlag habe und ab September selbstständiger Trafikant sein werde. 

Was mir auffällt: Du bist sehr sprachgewandt. Woher kommt die gute Ausdrucksform?

Patrick: Danke, ich habe einen weiten Weg hinter mir. Angefangen hat das Ganze, als ich fünfzehn war, mit einer Lehrausbildung zum Maler und Anstreicher. Nachdem ich bei Blum in der Logistik tätig war, wechselte ich zu den ALPLA-Werken, wo ich eine weitere Ausbildung zum Produktionstechniker (heute: Prozesstechniker) absolvierte.

Ich habe auch sonst viel Erfahrung in unterschiedlichen Funktionsbetrieben gesammelt: Bei Flatz Verpackungen in Lauterach lernte ich die Logistik weiter kennen. Hier lag der Schwerpunkt auf dem Disponieren der eigenen Fahrzeuge und der Koordination einer Ausbildung für die Betriebslogistik-Kaufmänner und -Kauffrauen, die dort ihre Lehre machten. 

Seit dieser Zeit hat sich viel getan!

Belinda: Ich habe heute nochmal die alte Dokumentation durchgelesen und ich kann mich noch sehr gut an Deine Anfänge bei uns erinnern. Du bist mit einem großen Fragezeichen im Gesicht zu uns gekommen und hast Dein komplettes Leben infrage gestellt. Nicht nur arbeitstechnisch, sondern auf ganz vielen verschiedenen Ebenen. 

Da war es gut, dass wir zuerst mal den Wind aus den Segeln genommen und geschaut haben, was für Dich wichtig ist. Wir haben die Vergangenheit – familiäre und private Themen – beredet und neu aufgerollt. Dann haben wir geschaut, wo wir anknüpfen können, wo die Hemmnisse und die Potenziale sind. Irgendwann warst Du soweit und hast zu mir gesagt: „Jetzt möchte ich etwas tun!“

Wenn ich Dich damals mit heute vergleiche, vor allem, wenn Du jetzt kurz vor Deiner Selbstständigkeit stehst, dann ist das „voll krass“, was Du aus dieser Zeit herausgeholt hast. Vor allem, weil „BASIC“ eigentlich das niederschwelligste Projekt des AMS ist.

Lieber Patrick, viel Erfolg bei Deinen weiteren Vorhaben!

Bild: Patrick Schneider mit Betreuerin Belinda Wetzel - Download Foto